Berliner Zeitung

Feuilleton

Roman

Weise und absurd: Ãœber die Freundschaft

Mit einem „Brief aus dem Jenseits“ fängt alles an: Am vorletzten Tag des Jahres stirbt Skarlets bester Freund Paul, kurz zuvor notierte er noch die Bitte, sie möge seine Grabrede halten. Also erinnert sie sich – an sein Leben, an ihr Leben, an gemeinsame Zeiten. Paul und Skarlet kannten sich seit Kindertagen, „vielleicht war es der Name gewesen, der sie wie ein unsichtbares Band miteinander verbunden hatte. Jean-Paul Langanke und Skarlet Buklitzsch. Ein Bund gegen alle Mütter der Welt, die Macht über Namen hatten. Ein Bund gegen Tante Edeltraut, die sie spüren ließ, dass die Kinder in einem sozialistischen Kindergarten Petra hießen, Monika, Bernd, Andreas, und, gerade noch geduldet, Claudia, aber niemals Skarlet und Jean-Paul.“

Dem schönen Gedanken, dass zwar Menschenleben enden, ihre Geschichten aber als Erzählungen, Anekdoten und geflügelte Worte überleben, ist dieser Roman von Katrin Aehnlich durchweg verpflichtet, deshalb trägt er auch den so weisen wie absurden Titel „Alle sterben, auch die Löffelstöre“. Von dem Beginn und der Dauer einer wunderbaren Freundschaft erzählt die Autorin, kein Kitsch, keine falsche Coolness, keine überzeichnete Figur findet man in diesem Roman, sondern das Leben, wie es sich uns vorstellt: selten so geradlinig, wie es aus der Hand zu lesen wäre; immer anders als es auf den ersten Blick erscheint; und zu guter Letzt leider oft kürzer als man sich erhoffte. Womit auch dieses Buch gleich bestens beschrieben wäre.

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Berliner Zeitung, 19.04.2007